Beiträge zur Verfassung einer Heimatkunde
von Pixendorf

Gesammelt von Schulleiter Josef Fischer

1894

Boden, Gewässer und Klima

ÖKR. Friedrich Rienößl


Danksagung:

Herr ÖKR Friedrich Rienößl hat die Ereignisse, die der damalige Schulleiter von Pixendorf, Herr Josef Fischer im Jahre 1894 zusammengetragen hatte, für uns aus der Kurrentschrift in unsere Schreibschrift niedergeschrieben.
ÖKR Friedrich Rienößl
1992

Der Wortlaut und die Ausdrücke der damaligen Zeit sind originalgetreu wiedergegeben worden.
Walter Bisak
2010

Inhaltsverzeichnis:

Boden, Gewässer und Klima
Brauhaus
Dorfleben und Bewohner
Gemeinde
Industrie, Handel und Verkehr
Jahreszahlen und Ereignisse
Kapelle
Schloß und Herrschaft
Schule
Sitten, Gebräuche und Sagen

Bodengestalt

Nördlich von Pixendorf breitet sich eine Tiefebene, die Tullner Ebene, das Tullnerfeld aus.

Nördlich von Pixendorf breitet sich eine Tiefebene, die Tullner Ebene, das Tullnerfeld aus. In 178 m Meereshöhe eingesäumt von Gebirgszügen die bei Traismauer im Westen, bei Greifenstein im Osten wieder an die Donau treten. In der Mitte dieses Bogens den diese Hügelkette bildet, liegt Pixendorf. Der westliche Teil am Fuße des Mitterberges, 275 m hoch, der mittlere Teil am Fuße des des langen Berges und der östliche Teil am Fuße des Burgstallberges mit 284 m Meereshöhe.

Zwischen den Bergen, die mit dem Kamme zusammenhängen, ziehen sich tiefe Schluchten herab, die von der zerstörenden Macht der Gewässer Zeugnis geben können.

Soweit der Boden in der Ebene den Überschwemmungen der Perschling und der Tulln nicht ausgesetzt ist, finden sich Äcker, in der Nähe des Ortes Gärten und in dem Teil der Überschwemmung ausgesetzten Teile Wiesen. Die Berge sind vollständig bedeckt, an gängigen Stellen in der Nähe des Dorfes wird er Weinstock gepflanzt.

Die Lage des Ortes ist eine herrliche. Kommt man mit der Bahn, so blicken die weißgetünchten Häuser gar lauschig durch das Grün der Obstbäume, von denen sie umgeben sind während die Hügel sich über dem Dorfe erheben, eingefaßt von dunklen Nadelwalde, welcher sich vom blauen Himmel im scharfen Kontraste abhebt.

Von den Anhöhen, selbst schon von der Schule aus, die auf einem Hügel liegt, bietet sich ein überraschend schöner Anblick. Wie ein bunter Teppich breitet sich die Ebene aus, wogende Getreidefelder wechselnd von Äckern, bestellt mit den verschiedenen Hackfrüchten und grüne blumengeschmückte Wiesen bieten zusammen ein Kolorit, an dem sich das Auge nicht satt sehen kann. Dazu der Lauf der Donau mit ihren dunklen Auen begleiten die Hügelkette die das Wagramfeld umsäumt. Freundlich wandernde Rauchsäulen, die aus den Auen emporsteigen und von den Dampfschiffen, die die Donau befahren und den pustenden Dampfzügen diesem lieblichen Bilde Lebendigkeit verleihen.

Von Süden her starren uns die Riesen der nordsteirischen Kalkalpen in ihrer Majestät entgegen der durch seine Form uns auffallenden Ötscher an schönen Tagen sogar der Schneeberg uns in Ehrfurcht und Staunen erregt. Ernst und schweigsam blicken sie in die Lande nieder und weithin kündend, daß gar gewaltige Naturkräfte tätig gewesen sein müssen, diese Bergkolosse zu schaffen.

Keine menschliche Seele mag es ahnen, vor wie viel Jahrtausenden jene weitinstarrende Riesen der österreichischen-steirischen Alpen ihren kahlen mit ewigen Eis und Schnee bedeckten Silberhäupter zuerst über die allgemeine Flut des Werdens und der Absonderung emporgehoben, wie lange dann noch zwischen den komagenischen Wienerwald und den übrigen Bergketten der große Landsee, das Tullnerfeld in Nacht und Schweigen eingehüllt, in dem jetzt friedlichen Ortschaften, bewohnt von geschäftigen Menschen erfüllt.

Kein menschliches Auge sah es, wie der Durchbruch ungeheurer Felsen zwischen Greifenstein und dem Schliefberge (Bisamberge ?), wie der Absturz der Wassermassen geschah. einen Sumpf zurücklassend, wie durch diesem die Donau ihren Lauf stets ändernd, wie die Nebenflüße sich hindurch wälzten, aber die Natur hat es uns selbst in gewaltigen Zügen niedergeschrieben, in dem unermässlichen Gerölle verschiedensten Ablagerungen.

Der Boden selbst ist in der Ebene durchgehends angeschwemmtes Land, mehr oder weniger humusreich, in der Nähe des Dorfes mehr lehmig, gegen Osten mehr sandig, während im Norden sich Sand gemengter Tegel vorherrscht und im Dorfe selbst sich etwas Kiesschotter findet. Diese Ablagerungen sind von großer Mächtigkeit, wie sich dies beim Bahnbau und noch mehr in Jahre 1894 bei der Tullnerbachgegulierung zeigte, wo bei mehr als 4 Meter Tiefe sich nur selten der schwarze Sumpf- und Schlammtegel zeigte, dafür aber reiner Flußsand und Kiesschotter zum Vorschein kamen.

Zeugnis gebend und als Merkwürdigkeit in diesen Tiefen eine aus Sandstein gemeißelte sehr gute Kinderhand, ein Buch haltend und ein bearbeitetes Hirschgeweih gefunden wurden. Ebenso sei hier beim Graben des Pumpwerks auf der Eisenbahnstation Michelhausen in bedeutender Tiefe fester schöner Torf abgegraben worden.

Der Boden der Berge ist mehr sandig, wenig humusreich als in der Ebene. stellenweise sogar humusarm, teils kalthältig, teils lehmig, die Schluchten zeigen sandigen Flinz, der teilweise zu Stein erhärtet ist. Es wurde auch schon auf Kohle geschürft, die aber in bedeutenden Tiefen nur in sehr geringen Mengen gefunden wurde.

Gewässer

Pixendorf besitzt oder besaß vielmehr einen Bach, den Pixendorfer Bach - wie ervor altersher hieß ist unbekannt. Der sich in den Pixensee (heute Hutweide an der Gemeindegrenze in der Freiheit Rust - Neusiedl - Langenrohr gelegen) ergossen haben dürfte, wenigstens zeigen noch Spuren von Gräben diesen Weg, und dessen Quellen merkwürdigerweise in bedeutender Höhe zwischen dem Langen Berg und dem Burgstallberg liegen.

Aus den tiefen Schluchten ersieht man, daß hier Wasser gar arg gehaust haben müssen und der Bach oft genug zum Gießbach geworden sein mußte. Derzeit sind die hochgelegenen Quellen gefaßt und wird das Wasser teils einen Wasserbehälter, Pferdeschwemme füllt, teils im weiteren Laufe im Boden versickert.

Bei reichlichen Fließen des Bächleins oder bei andauernden Regen oder Regengüssen wird das Wasser mittelst eines im Jahre 1856 neu ausgehobenen Grabens in den Egelseegraben geleitet, in dessen Nähe sich der Pixensee befindet.

Noch einen zweite Quelle besitzt Pixendorf, Eigentum der Gemeinde, deren Quellen im Garten des Hauses Nr. 26 zwischen den Langen Berg und dem Mitterberg liegen und die das Wasser in den ehemaligen Schloßgraben leitete, derzeit aber das Wasser an den Meierhof und das Brauhaus abgibt.

Eine Abzweigung von dieser Leitung liefert das Wasser für den öffentlichen Auslaufbrunnen und einen Wasserbehälter. Im Osten fließt der große Tullnbach, die Grenze gegen Judenau bildend, der derzeit (1884) reguliert und mit entsprechenden Dämmen versehen wird, um einem ganzen Netze von Kanälen und Gräben durchzogen, die aber jetzt vollständig verschwunden sind, deren Spuren man aber noch hie und da beobachten kann.

Die große Tulln, besonders aber der westlich bei Michelhausen - Rust vorbeifliessender Perschling haben bis zur nördlich gelegenen Donau, in die sich ergießen, ein nur geringes Gefälle, bringen nach großen und länger andauernden Regengüßen aus dem Gebirge bedeutende Wassermassen aus diesen Gebieten, die aus den Ufern treten und die Wiesen überschwemmen, so daß die ganze Gegend einem See gleicht.

Die Wasserleitungen liefern vortreffliches Trinkwasser, auch die Brunnen liefern durchschnittlich gutes Trinkwasser, bis auf den Brunnen beim Hause Nr. 31, der Wasser von einem Geschmacke liefert, als wäre in ihm Schwefelwasserstoff enthalten.

 

Klimatische Verhältnisse

Die klimatischen Verhältnisse sind äußerst günstige, die Lage gesund, kontgiöse Krankheiten sehr selten, Die durchschnittliche Temperatur ist im Winter -5 Grad C, im Sommer + 18 Grad C, obwohl Tage mit einer Maximaltemperatur von 28 bis 30 Grad C keine Seltenheit sind.

Die Niederschläge sind in der Regel gering, am häufigsten im Frühjahre und Herbste, ganz schneelose Winter und Hagelschläge selten. Die vorherrschenden Winde sind West- Süd- und Nordwestwinde, die häufig, besonders im Winter, Frühjahr und Herbste zu Stürmen umschlagen.

Süd- Ostwinde sind häufig, Nordwinde bringen in der Regel Abkühlung, Gewitter sind nur selten und zumeist nicht von großer Heftigkeit und ziehen meist den bewaldeten oder der Donau entlang oder zerteilen sich vor dem Eintritte in die Ebene um in den beiden vorerwähnten Richtungen zugleich sich fortzubewegen.

 

Nachwort des Abschreibers:

Von Mitte August bis Mitte Oktober 1992 habe ich die auf 154 Seiten in schönster Kurrentschrift geschriebenen „Beiträge zur Verfassung einer Heimatkunde von Pixendorf“ gesammelt vom Schulleiter Josef Fischer, Schulleiter von Pixendorf, angelegt im Jahre 1894 auf 122 Maschinschreibseiten, buchstabengetreu abgeschrieben.

Nur bei einzelnen Wörtern habe ich statt dem damals verwendeten C, das heute gebräuchliche K oder Z verwendet. Es war für mich eine hochinteresannte Arbeit die ich gerne gemacht habe. Schön wäre es, wenn die „Beiträge“ ihren Zweck erfüllen könnten.

Wenn ich durch meine Abschrift ebenfalls einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte, so freue ich mich darüber. In unserer so schnelllebigen Zeit würde ein Blick in die Vergangenheit unserer Heimat manchesmal von großen Nutzen sein.

St. Valentin im Oktober 1992, Friedrich Rienößl

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